martes, 11 de marzo de 2008

Ueber Guatemala

Ich veroeffentliche hier den Rundbrief meiner Mutter ueber ihre und die Arbeit des Vereins in Cantel. Ich hoffe ihr habt Spass am lesen! Leider sind die Bilder nicht mit dabei. Ich versuche sie beim naechsten Internetbesuch hochzuladen!

Guatemala, 10. März 2008

Liebe Freunde,

Seid alle recht herzlich gegrüßt, hier aus Guatemala.

Als erstes danke ich euch für eure vielen Mails und Briefe, für eure Gedanken und Spenden und hoffe, dass ich euch mit diesem Bericht eine ganze Reihe von Fragen beantworten kann.

Beim letzten Mal habe ich euch geschrieben, dass mit mir, zwei Personen nicht mehr berufstätig sind, bei der zweiten Person handelt es sich um den Vereinsvorsitzenden Don Pedro Cortez.

Da wir zeitlich an keinen Beruf mehr gebunden sind, können wir uns intensiver um die Projekte kümmern und als erstes steht das Colegio Maya auf der Prioritätsliste.

Colegio Maya.

Nach dem letzten Schuljahr, haben wir im Dezember den Lehrern eine kleine Fortbildung angeboten, und dazu auch Lehrer aus zwei weiteren Schulen in Cantel eingeladen. Das Seminar, welches in der Colegio Maya stattfand, sollte dazu dienen, um miteinander und mit der Hilfe der Lehrer aus der Deutschen Schule (Hauptstadt) sich auszutauschen und Neues zu lernen. Insgesamt nahmen teil, 13 Lehrerkräfte aus Cantel, 4 Lehrer aus der Hauptstadt, die zwei Bibliothekarinnen, die drei Lehrer aus dem Vereinsvorstand, Aysun und ich.

Am ersten Tag gab eine Kunstlehrerin aus der Hauptstadt eine Einführung in das Thema „Kindermalereien und Kreativität“. Keiner der Teilnehmer zuvor davon gehört, dass Kinder beim Zeichnen und Malen ihre Gefühle und Fantasien ausdrücken, und dass man ihnen diese Gelegenheit geben soll, ohne ihre Werke als richtig oder falsch zu beurteilen und Korrekturen auszusprechen.

Der zweite Tag war der Planung des Kulturbegegnungsprojekts zwischen der Deutschen Schule und den Schulen in Cantel gewidmet. Die Idee dieses Projekts ist, dass Zusammenleben und Zusammenarbeiten Vorurteile abbaut und jeder dem anderen sein Wissen und seiner Kultur vermittelt und dabei den Reichtum der anderen schätzen lernt. Es soll mit der Begegnung der Lehrer begonnen werden, um später auch Schüler aus den verschiedenen Bereichen und Schichten der guatemaltekischen Gesellschaft zusammenzuführen.

Am letzten Tag ging es um Unterrichtspraxis: Rechenspiele mit Würfeln und verschiedenen Arbeitsblättern und die Dramatisierung von kleinen Geschichten.

Bei dieser ersten Begegnung ging es hauptsächlich um die Erwartungen, die jeder an dieses Projekt hatte, und es wurde gleich das zweite Treffen in der Deutschen Schule in der Hauptstadt geplant, das nun an diesem Wochenende von Donnerstagabend bis Samstagnachmittag stattgefunden hat. 14 Personen kamen von Cantel. Die Kollegen von der Deutschen Schule haben die Unterkunft gestellt und der Verwaltungsrat der Deutschen Schule übernahm die Fahrt- und Verpflegungskosten.

Im Unterrichtsbesuch am Freitag wurde die Methode des „offenen Lernens“ demonstriert und nachmittags praktisch und theoretisch vertieft.

Am Samstag haben die Kollegen aus Cantel mit Liedern und kleinen Konversationen in K’iché Elemente aus ihrer Kultur präsentiert. Alle waren sehr engagiert und zufrieden, so dass für Juli ein mehrtägiger Besuch in Cantel geplant ist.

Als mein Kollege Marc Mösinger den Vorschlag zu diesem Projekt gemacht hat, habe ich nicht geglaubt, dass es realisierbar ist, seine Hartnäckigkeit hat sich jedoch bezahlt gemacht und zum Ziel geführt. Allen anderen, die sich um das Gelingen dieser Tage bemüht haben, gilt unser herzlicher Dank. Damit bauen wir eine Brücke über die Gräben der Unkenntnis, des Unverständnisses und der Diskriminierung, die oft nur eine Angst vor dem Anderssein und Unbekannten ist.

Leider hat diese Initiative eine unangenehme Tatsache offengelegt:

Die Direktorin vom Colegio Maya, Heidy Salanic, hat bei den Vorbereitungen zu diesem Austausch verlauten lassen, dass sie keine Zeit hat aktiv daran teilzunehmen. Für uns kam das unerwartet, weil alle Lehrer und auch sie mit diesen Fortbildungsnachmittagen und Begegnungstagen einverstanden waren. Auf die Gründe angesprochen, gab sie zu, dass sie nachmittags an einer anderen Schule unterrichtet. Als wir sie auf dieses Einverständnis hinwiesen und von ihr verlangten, ihren Verpflichtungen nachzukommen, erhielten wir eine Woche darauf die Kündigung. Jetzt ist Don Pedro Cortez dabei, Ersatz zu suchen.

Um den Unterricht der Colegio Maya zu optimieren, treffen wir uns 4 Lehrer vom Vorstand, fast wöchentlich, um die Lehrer zu orientieren: es geht um das Entwerfen von Stundenplänen, die Förderung der Kreativität der Kinder, Hausaufgaben und Korrekturen, die Auswahl der Themen aus dem offiziellen Lehrplan (dort wird zuviel Mengenlehre verlangt, die wir für unnötig halten), und was wir sonst bei Unterrichtsbesuchen an notwendigen Themen feststellen. Aysun hat angefangen, den vom Erziehungsministerium geforderten Englisch-Unterricht zu geben, außerdem übt sie Tänze ein. Unser Musiklehrer wird nicht nur Marimba unterrichten, sondern auch traditionelle Perkussionsinstrumente und Kinderlieder einüben.

Alle zwei bis drei Monate werden die Schüler den Eltern vorführen, was sie in den verschiedenen Fächern gelernt haben. Beim ersten Mal, am 30. März, werden gleichzeitig die -hoffentlich- abgeschlossenen Renovierungsarbeiten am Schulgebäude den Eltern vorgestellt. Das Dach wurde ausgebessert und das Wellblech neu gestrichen, zwei neue Türen eingesetzt, und die Wände frisch bemalt.

Wozu wir noch keine Zeit hatten ist der Bau des Spielplatzes, die Verbesserungen am Gebäude gingen vor. Don Pedro war fast jeden zweiten Tag vor Ort, um diese Arbeiten zu überwachen. Und da er gleichzeitig auch sehr viel Bürokratie zu erledigen hat, damit ihm seine Pension ausgezahlt wird, war er voll ausgelastet.

Das Krankenhaus.

In der Rundmail vom November berichtete ich von den Schwierigkeiten, das Krankenhaus weiter am Laufen zu halten und auch Dr. Pedro Arriola, mit dem wir zusammenarbeiten wollten. Von Oktober bis Januar ging alles ganz glatt, dann kam auch hier die Enttäuschung. Bei der Kampagne im Februar, Kinder und Senioren zu untersuchen und zu behandeln, stellte sich heraus, dass er dem Verein viel zu hohe Beträge für die Medikamente in Rechnung stellte: er verlangte bis zu dem 4-fachen vom Einkaufspreis, obwohl wir vorher eine Gewinnspanne von 30% ausgemacht hatten. Als der Vereinsvorstand ihn zu diesem Thema sprechen wollte, lehnte er jeden Kontakt ab. Er redete nur mit mir, stellte mit unschuldiger Miene alles als Missverständnis hin, akzeptierte ohne Widerspruch den Scheck mit dem Betrag der den Vereinbarungen entsprach – und wollte mit mir (nicht dem Verein) weiterarbeiten, so als ob nichts geschehen wäre.

Das lehnte ich ab, wollte ihn aber auch nicht vor die Tür setzen. Er ist mittlerweile aus Eigeninitiative gegangen.

Die Krankenversorgung soll trotzdem weiterlaufen:

Die Krankenschwester Doña Mélida Yac, die sehr viel bei Miguel gelernt hat, wird weiterhin angestellt sein, die Bezahlung erfolgt teils vom Verein, teils von mir. Sie wird sich zum einen um die kranken und bettlägerigen Senioren kümmern, zum anderen die naturmedizinischen Wochenenden vorbereiten, die wir seit zwei Jahren alle sechs Wochen mit Dr. Maria Eugenia Alvarez, einer Naturheilärztin aus der Hauptstadt, durchführen. Es kommen auch immer wieder Kranke, denen sie bei einfacheren Krankheiten und Verletzungen helfen kann. Schwierigere Fälle müssen wir vorläufig weiterverweisen.

Ich selbst nehme in der Hauptstadt an einem Kurs für Naturmedizin teil und lerne bei Dr. Alvarez in der Praxis. Im August bekomme ich das Zeugnis, welches mich berechtigt, eine Praxis für Naturmedizin zu gründen. Wenn das alles klappt, denke ich, dass ich mir damit in der Zukunft auch meinen Lebensunterhalt verdienen kann.

Vielleicht läuft uns in der Zwischenzeit auch noch ein Arzt oder eine Ärztin über den Weg, die nicht nur an Geld denken, wenn sie Kranke sehen, sondern sich um ihre Genesung kümmern.

Es ist nicht schlimm, ans Geld zu denken, aber es soll im Gleichgewicht mit der Arbeit stehen.

Das Seniorenprogramm

Wie alle Jahre hat Señora Mayra Cortez mit ihrer Frauengruppe auch im letzten Jahr mehrere Altennachmittage durchgeführt, einige im Sterben begleitet und den Familien bei Begräbnissen geholfen. Manche haben nur wenige Angehörige, oft ohne Mittel den Toten zu begraben und die Totenwache durchzuführen. Die Frauengruppe hilft in diesem Fall nicht nur bei den Formalitäten, sondern führt die traditionellen Gebete durch, sondern hilft bis Leichenschmaus und darüber hinaus, leiht Töpfe und Geschirr, so dass sich die wenigen Angehörigen nicht allein fühlen müssen.

Die Fragebögen, mit denen die Situation der alten Leute erfasst wird, sind inzwischen –mit Ausnahme einer Gruppe- von allen ausgefüllt. Bei mir liegt jetzt die Aufgabe die beantworteten Fragebögen auszuwerten. Die Auswertungen werden mit den jeweiligen Betreuerinnen besprochen und überlegt, welche Hilfen, Fortbildung, Materialien usw. die Angehörigen und sie brauchen, um den Alten und ihren Familien das Leben zu erleichtern. Dazu zählt auch ihre Ernährung etwas zu verbessern, Grundbedürfnisse zu stillen, indem wir ihnen z. B. ein Bett und Decken kaufen.

Erst kürzlich habe ich welche besucht, die auf dem Boden schlafen. Die beiden Leute auf dem Foto sind Geschwister: der Bruder schläft auf einem Brettergestell, die Schwester auf dem Boden in einer zerfallenen Hütte, ohne Tür, nur mit Brettern am Eingang. Sie wäscht Kleidung bei anderen Leuten, so dass beide zu Essen haben.

Sowohl im letzten als auch in diesem Jahr wurden mehrere im Krankenhaus behandelt, einige wegen Bronchitis, anderen wurden die Ohren ausgewaschen, manche brauchten nur ein Kreislaufmittel.

Die medizinische Versorgung übernimmt, wie erwähnt mittlerweile Doña Mélida, unsere Krankenschwester. Auf Dr. Arriola können wir nicht mehr zählen und die junge Ärztin, von der ich im November berichtet habe, dass sie mit den alten Leute arbeiten wollte, wurde bei einem Busunglück zwischen Cantel und Quetzaltenango verletzt, und als sie wieder auf den Beinen war, musste sie (angeblich) ihre kranke Tante versorgen und ist nicht mehr gekommen.

Die Bibliothek

Anders als die Schule und das Krankenhaus, macht uns die Bibliothek keine Sorgen. Sie ist sehr besucht, und ab und zu schon wieder zu klein. Wann wir endlich das versprochene Grundstück bekommen, um ein eigenes Gebäude bauen zu können, wissen wir immer noch nicht. Was jetzt ansteht, ist der Kauf von neuen Büchern, vor allem von Unterrichtsbüchern. Um die richtigen auszuwählen, müssen wir in die Schulen gehen und die Lehrer fragen, denn die Angaben der Schüler über die gewünschten Bücher sind ziemlich ungenau. Die Schüler hätten auch gerne Computer und einen Internetzugang, nur haben wir wegen den anderen Problemen noch keine Zeit gehabt, uns über eine solche Erweiterung Gedanken zu machen.

Die Stipendiaten

In diesem Jahr sind es zwölf Jugendliche, 8 Mädchen und 4 Jungen, denen wir mit eurer Hilfe die finanzielle Seite des Studiums ermöglichen. Zwei Jungen unterstützen wir wegen ihrer schlechten Leistungen und weil sie nachweislich ihre Hausaufgaben oft nicht machen, nicht mehr.

Einer, David Rodríguez, ist mit seiner Schulausbildung fertig und studiert jetzt samstags, um Lehrer für Mathematik und Physik zu werden. Gleichzeitig ist er bei unseren Projekten angestellt, zum Beispiel als Maurergehilfe bei der Renovierung der Schule, und bekommt dafür die übliche Bezahlung. So braucht er jetzt fast keine finanzielle Hilfe mehr.

Maria de los Angeles, die ein Kind bekommen hat, bestand die Abschlussprüfung der Mittelschule ohne Schwierigkeiten. Jetzt arbeitet sie unter der Woche, am Wochenende macht sie eine Ausbildung als Schwesternhelferin. Zwei Monate nach der Geburt ging es ihr nicht gut: wegen des defizienten Services im staatlichen Krankenhaus war die Plazenta nicht vollständig entfernt worden. Wir haben dann bei uns eine Ausschabung vornehmen lassen. Was mich außer der schlechten Versorgung im Krankenhaus erschreckt, ist, dass Maria selbst ihre Symptome nicht ernstgenommen und nichts gesagt hat. Erst auf meine Nachfrage kam das Problem heraus. Eine solche Erfahrung, es gibt noch mehrere dieser Art, zeigt wie wichtig Kurse zur Gesundheitserziehung sind. Am liebsten möchte ich gleich Pläne dazu machen.

Von den anderen berichte ich jetzt nicht, sie werden mir beim nächsten Treffen Briefe mitgeben, die ich dann an die entsprechenden Paten weiterschicke.

Der Verein

Am 27. Januar 2008 hatten wir unsere Jahresversammlung. Dabei wurde José Rolando Salanic als Nachfolger im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Alle anderen wurden in ihren Ämtern bestätigt und als neues Mitglied haben wir Doña Mélida Yac, unsere Krankenschwester aufgenommen. Die Hauptaufgabe war wie jedes Jahr die Richtlinien für die Arbeit im Jahr 2008 zu beschließen, so wie ich sie in diesem Bericht beschrieben habe. Leider wussten wir noch nichts von den unangenehmen Überraschungen, die uns Heidi Salanic und Dr. Pedro Arriola bereiten sollten. Diese Erfahrungen nehmen uns zwar ab und zu den Schwung, aber sie entmutigen uns nicht. Wir treffen uns monatlich, tauschen unsere Gedanken, Erfahrungen, Illusionen und Enttäuschungen aus und arbeiten weiter.

Was die Öffentlichkeitsarbeit angeht, so tut es mir leid, dass ich meine Versprechungen, häufiger über das Internet zu informieren, nicht eingehalten habe. Lieber verspreche ich nichts mehr und tue, was ich kann. Aysun arbeitet bereits an einer Neugestaltung der Website, sie hat sich dazu ein neues Programm beigebracht und es fehlen ihr nur noch ein Satz an Lern-DVDs, die sie Ende März bekommt. Vielleicht haben wir dann Ende April oder im Mai die neue Website.

Am 11. April werde ich für 5 Wochen nach Lindau kommen. Dieses Jahr möchte ich mich etwas ausruhen und nicht soviel herumfahren, wie das letzte Mal. Ihr könnt mich aber gerne anrufen und besuchen.

Jetzt bleibt mir nur noch, euch für eure Hilfe zu bedanken, eure Mails, eure Briefe, eure Spenden, eure Gedanken. Diese Hilfe macht vieles von dem hier erst möglich.

Viele herzliche Grüße von uns allen:

die alten Leute, die Kinder, die Schüler in der Bibliothek, die Stipendiaten,

alle im Verein Le K’at und eure Walli Rupflin-Alvarado

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